Separate Reality | Missing

Erika Anna Schumacher
Fotografie – Installation
30.04.2021 – 06.06.2021

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Öffnungszeiten falls es die Coronabestimmungen zulassen: Mo.– Fr. 14 –18 h, Sa. 13 –17 h
Termine zum Besuch der Ausstellung sind nach Vereinbarung möglich!

Beobachtungen am Rande der Kunstwelt
Die Fotoserie MISSING zeigt Fotografien, die das Leben auf Kunstmessen der ganzen Welt dokumentieren und eine gewisse Sehnsucht und Abwesenheit repräsentieren. Eine Serie, die auffordert, selbst auf die Suche zu gehen und sich zu fragen: Was fehlt, wenn Kunstmessen wegen der Pandemie ausfallen oder verschoben werden?

Seit vielen Jahren sammele ich als Künstlerin und Fotografin mit der Kamera Beobachtungen am Rande der Kunstwelt. Auf Kunstmessen in Köln, Düsseldorf, Basel, Moskau, Miami und den jährlichen Akademierundgängen bin ich auf Spurensuche. Dabei interessiert mich der Kontext, in dem Kunst gezeigt wird ebenso wie die Zeichen menschlicher Anwesenheit.

In Zeiten des Lockdown nutze ich meine Archivarbeit um über die aktuellen Umstände der Welt nachzudenken. Dieser konzeptionelle Ansatz wird in konkrete Bilder umgesetzt. Im fotografischen Prozess fasziniert mich, wie aus der Wahrnehmung eines Details eine Geschichte entsteht.

Im Kontext der Kunstmessen bestimmen helles Licht und spiegelnde Oberflächen das Bild des Kunstmarktes. Menschen, die wir nur vereinzelt von hinten sehen und ausgewählte Details, wie Kaffeebecher, ein Messeplan oder ein Beistelltisch voller Laptops und Papiere ergeben eine nuancierte Vorstellung dieser Orte und bewirken gleichzeitig ein Gefühl von Leere und fehlendem Kontakt.

Die sorgfältig komponierten quadratischen Fotografien in Schwarz-Weiß fokussieren auf Form und Inhalt. Die sachlich dokumentarisch erscheinende Bildsprache wird bei näherem Hinsehen zu einer narrativen mit einem Faible für das Fragmentarische. Bildelemente werden angeschnitten, architektonische Elemente blockieren den freien Blick in den Raum.

Die zweite Serie TRACES ist ein Gegenpol dazu. Fotografien aus der Kunstakademie zeigen Fensterbänke und Waschbecken, die als Ablagen für Flaschen, Pinsel, Becher dienen. Die Blumensträuße, welche die Absolvent*innen zum erfolgreichen Abschluss erhielten, und die in den Waschbecken am Abend der Feier aufbewahrt werden, entfalten eine intensive Farbigkeit. Auf den Aufnahmen wirken sie wie Skulpturen und die angesammelten Objekte auf dem Flur erscheinen wie eine zufällige Installation.

Im weiteren digitalen Prozess entstehen aus dieser Fülle von Farben und Elementen durch Verschiebung, Transparenz und Überlagerung neue Arbeiten, vielschichtig und malerisch, eine andere Realität. Sepa­rate Reality.
(Text: Erika Anna Schumacher)

Separate Reality
Die Galerie Coelner Zimmer von Rainer Rehfeld präsentiert in dem Kontext „Sepa­rate Reality“ Werke der Künstler*innen Thorben Eggers, Erika Anna Schumacher und Ivana Kleinertz.

Der Begriff Separate Reality ist dem Roman „A Separate Reality: Further Conversations with Don Juan“ von Carlos Castaneda entlehnt. Der Autor berichtet darin von der Begegnung eines indianischen Zauberers, der ihm neues Sehen und eine andere Wahrnehmung der Welt vermittelt. Dieser verzerrte Blick auf Realitäten, lässt die Wirklichkeitserfahrung divers ausfallen. Die aktuelle Pandemie hat das Leben aller Menschen eingeschränkt und verändert. Der Alltag und das Miteinander hat sich zunehmend in den digitalen Raum verlagert. Vor dem Computer und dem Smartphone treten wir in einen andersartigen Dialog, der den Blick und die Erfahrung der Wirklichkeit verzerrt. Künstler*innen reagieren mit ihrer Kreativität darauf und lassen uns zu, ihre Kunstwerke in getrennten Wirklichkeiten wahrzunehmen.

Thorben Eggers greift in seinen Malereien digitale Bilder von Interieurs auf, die er durch die spezielle Präsentation mit spiegelnden Flächen in eine andere Wahrnehmungsebene überführt. Erika Anna Schumacher zeigt Fotografien von einer Kunstmesse, in denen Sie, subtil, versteckte Details sichtbar werden lässt. Ivana Kleinertz entwickelt eine Hologrammplastik, in der es möglich ist in verschiedene Bildwelten und Darstellungsformen einzutauchen.
(Text: Wilko Austermann)