Verena Landau
Malerei
17.10.2020 – 31.12.2020
Die Werkgruppe „in_sight“ beschäftigt sich mit Orten des öffentlichen Lebens, an welchen etwas präsentiert wird oder an denen sich etwas präsentiert. Hiermit knüpfen die Arbeiten an Landaus langjährige malerische Untersuchung von Personen im Verhältnis zum architektonischen Raum an.
„Landau wählt als Orte für ihre Ein-Sichten Präsentationsräume im weitesten Sinn: öffentliche Stätten als absichtsvoll inszenierte Offerten an die Wahrnehmung, entsprechend aufgeladen mit Sinn und Funktion: vom Museum über landschaftliche Architektur bis zum botanischen Garten. Die Botschaft des Objekts an die Figur wird in den Malereien zum Ausgangspunkt einer komplexen Beobachtungssituation. Landau zeigt, wie sich die gerichtete Betrachtung auflöst und zu einem unsichtbaren Netz aus Blickachsen und Gedankenlinien weitet. Offensiv oder instinktiv beobachten die Figuren neben dem Objekt ebenso sich selbst, ihre Umgebung, den Nächsten, dessen Beobachtung und weiter. Das löst im Bildgeschehen Spannungen aus, die Landau zur Bedingung und zum Thema der Werkserie „in_sight“ entwickelt.“ (Tina Simon in: „in_sight. Ein Plädoyer für den zufälligen Moment und seine tieferen Einsichten“, hg. Josef Filipp Galerie / Verena Landau, 2017)
Bei „Römisch-germanisch“ treffen die Blicke der von oben ins gleichnamige Kölner Museum Schauenden auf die realen Personen im Coelner Zimmer. In der gegenüberhängenden großformatigen Malerei „Trompe“ fotografiert eine Frau im Berliner Neuen Museum alte Strukturen an einer Wand, worin sich Landschaften oder Karten eröffnen…
Für den angrenzenden Raum hat Verena Landau zwei neue kleinformatige Bildserien konzipiert und gemalt: „Versprechen der Kindheit“ und „Vergessen der Kindheit“. Für die erstere sammelte Landau in einer fotografischen Spurensuche Sehnsuchtsorte. Bei den zentralen Architekturen aus verschiedensten Epochen handelt es sich um Pavillons und Castelle, aber auch Zelte oder Karusselle. Sie besitzen als Gemeinsamkeit keine rechtwinkligen Grundrisse, sondern einen sechseckigen, achteckigen oder zehneckigen. Atmosphärisch sind diese Orte von einer bilderbuchartigen Schönheit mit einer kindlich-verklärten Weltsicht geprägt, teilweise erinnern sie an De Chirico’s ‚Pittura Metafisica‘.
Die zweite Serie weist von den Motiven her Analogien auf, hier geht es jedoch um Orte, an welchen die Schönheit verschwindet. Sie wird verfremdet oder verhindert, es geht um Prozesse der Verdrängung oder Verwahrlosung. Zu den beiden gegenüber gestellten Malerei-Serien entstand eine Postkartenedition: 12 Motive in einer handgebundenen signierten Mappe (Auflage: 30).
Die Edition dokumentiert die beiden Serien, zugleich ist sie ein Plädoyer für das Schreiben und Versenden von Ansichtskarten in Zeiten einer immer digitaler werdenden Kommunikation – mit Herzlichen Grüßen aus Orten, an denen man nie gewesen ist…