Bernard Langerock
Fotografie & Installation
05.11.2021 –19.12.2021
Eröffnung der Ausstellung: Fr. 05.11.2021 | 19 h
Künstlergespräch mit Bernard Langerock und Hella Nocke Schrepper: So. 07.11.2021 | 15 h
Öffnungszeiten: Mi.– Fr. 14 –19 h | Sa. 15 –18 h
Bernard Langerock ist fasziniert von Lichtreflexionen. Je nach Art der Oberfläche, auf die Licht trifft, wirft diese das Licht in unterschiedlichen Qualitäten zurück; denken wir an die Beschaffenheiten von Wasseroberflächen, asiatische Lackwaren, Schaufenster und andere Glasflächen. Langerock begeistert sich obendrein für die Idee, kein fertiges Bild zu fotografieren oder zu machen, sondern ein „image“ zu kreieren, das sich erst in der Betrachtung selbst vervollständigt. Das weite Bedeutungsspektrum des englischen Begriffs – angefangen von Abbild, Erscheinungsbild, Darstellung bis Vorstellung – gibt einen ersten Hinweis auf einen viel weiter zu fassenden und komplexeren Bildbegriff, der auch auf einen immaterielle Aspekt der Fotografie verweist. Der Ort der Bilder ist weder das abgebildete Ereignis, noch die Kamera als fixierende Apparatur oder das betrachtende Auge als Sinnesorgan. Er ist das Zusammenspiel einer individuellen Zeit- und Raumerfahrung, die nicht das Ergebnis, sondern der Beginn der Bewusstmachung ist.
In Ausstellungen werden Fotografien für gewöhnlich so hinter UV-Glas präsentiert, dass möglichst keine Reflexionen die Betrachtung trüben. Bernard Langerock geht hier einen ganz anderen Weg, denn er hat seine Bilder bei der Aufnahme und ihrer anschließenden Hängung so konzipiert, dass sich in ihnen Reflexionen zwangsweise ergeben und die unmittelbare Umgebung und der Betrachtende selbst Teil des Bildes werden.
Die Serie „Erst vor Ort“, die 2021 unter Einfluss der Corona-Pandemie entstanden ist, zeigt Portraitstudien, u.a. von Joseph Beuys und Timm Rautert, die Langerock bei selten gewordenen Museums- und Ausstellungsbesuchen aufgenommen hat. Andere Studien zeigen eine lachende Frau in Shanghai und rauchende Jugendliche in Chongqing.
Die Reflexionen auf und zugleich in den Bildern wirken wie eine Geste, wie eine partielle Übermalung, die die Bildinhalte konnotiert und sie so mit zusätzlichen Bedeutungen anreichert. Sie geben den Bildern eine Färbung.
Langerocks Fotografien sind bildnerische und körperliche Annäherungen an historische und zeitgenössische Aufnahmen und werfen die Frage auf, wie wir uns selbst zu Abbildern der Realität verhalten und damit eigene Realitäten erzeugen. So verdeutlichen auch die Werkbeschriftungen der einzelnen Arbeiten, wann und wo die ursprünglichen Aufnahmen entstanden sind, wann sie ausgestellt und wann sie wiederum abfotografiert wurden. So wird uns mittelbar bewusst, wie sich ein Bild durch die Zeit transformiert, aber erst vor Ort begreifbar und habhaft wird.
Tobias Chriske