FUTURE_2
ON THE EDGE OF LIGHT
Constanze Victoria Thieleke
Ted Green
Malerei
28.03.25-11.5.2025
Eröffnung am Fr. 28.03.25 um 19h
Einführung in die Ausstellung: Melissa Blau
Öffnungszeiten: Do.+Fr. 15-19h, Sa. 13-17h
Weisen sich gemalte Bilder durch eine besondere Zeitlichkeit aus, und wenn ja welche? Future_2 On the edge of light ist eine Ausstellung mit Arbeiten von Ted Green und Constanze Victoria Thieleke, deren Gemeinsamkeit in einer Malerei besteht, welche ihre eigene Metrik herauskehrt und sich als Ansammlung, Überlagerung und Verdichtung von Rhythmen, Intervallen und Prozessen zu verstehen gibt.
Den dynamischen und lebhaften Bildern von Ted Green liegt eine Arbeitsweise zugrunde, die von einer Gitterstruktur ausgehend serielle Formen in wechselnden Laufrichtungen neben- und übereinander setzt und miteinander verflechtet. Dabei setzt Green Schablonen ein, die auf seine Faszination für Biologie zurückgehen und bereits in früheren Werkreihen verwendet wurden, was dazu führt, dass den Bildern von vornherein ein komplexes Wechselspiel zwischen Notwendigkeit und Kontingenz eingeschrieben ist. Diese Kombination aus sich wiederholenden Strukturen und frei fluktuierenden Formen erinnert an die einander entgegengesetzten Traditionen der Konkreten Kunst und der expressiven Malerei gleichermaßen. Das Bild erscheint als fluides Medium oder organische Materie, an deren strudelnden Oberfläche sich pulsierend die Fülle des Lebendigen konfiguriert. Dieser rhythmischen Zeit steht bei Thielekes Malerei die Zeit der beharrlichen Kontinuität gegenüber. Sie arbeitet mit sich überlagernden Schraffuren aus Buntstiften und Pastellkreiden, deren unaufdringliche Farbigkeit tief in der rohen Leinwand verankert und in ihr verbunden ist, was den Arbeiten eine sanfte Sinnlichkeit verleiht, die rau und verletzlich zugleich ist. Durch den subtilen Einsatz von Lichtquellen werden die Bilder zu Schauplätzen, aus deren imaginärer Tiefe sich das Bildgeschehen allmählich erst herausschält. Thieleke arbeitet auf zusammengefügten Stoffbahnen. Die Kanten sind zum einen Teil der Bildkomposition, aber darüber hinaus verdeutlichen sie auch die rohe Widerstandskraft des Materials selbst, wobei die ausfransenden Enden uns daran erinnern, dass jedes Bild irgendwo aufhört und verschwindet.
In der Geschichte der abstrakten Malerei begegnet uns unter anderem die Frage, woraus diese die Notwendigkeit und Gültigkeit ihrer jeweiligen Formensprache bezieht, eine Diskussion, die eng mit den Begriffen der Autorschaft und Originalität verbunden ist. Bemerkenswert ist, dass sowohl bei Green als auch bei Thieleke zwar letztendlich ein persönlicher Malprozess zugrunde liegt, dass aber bei beiden entscheidende Parameter der Gestaltung an externe Faktoren überantwortet werden, welche die persönliche Entscheidung einschränken. Green arbeitet mit Schablonen, Thieleke in Zusammenhang mit den materiellen Gegebenheiten des Stoffes. Gewissermaßen könnte man also sagen, dass das Bild und seine materiellen Gegebenheiten selbst an der Entstehung beteiligt sind. Des weiteren verweist die Formensprache, die von Intervallen und Wiederholungen geprägt ist, an die Verfahrensweisen von Industrie und Maschinen. In diesem Sinne wird in den ausgestellten Arbeiten der Ordnung des Mechanischen die Ordnung der Manufaktur – die Hand des Künstlers – entgegengehalten und in einen größeren anthropologischen Zusammenhang gestellt.
Melissa Blau